MZ-Umfrage: die Antworten der Fraktionschefs zeigen ein Dilemma.
Das ist schon seltsam, was wir von gestandenen Fraktionsvorsitzenden zu lesen bekommen.
Von der [icon_link][/icon_link]MZ nach Ideen zur Steigerung der Attraktivität der Innenstadt gefragt versuchen erst einmal fünf von acht, die Beschreibung eines Problems als Idee zu verkaufen. Einer versteigt sich in der Annahme, der ganzwöchige Markt in einem Stadtteil sei schuld, gar die dort befindliche Bibliothek wirke negativ auf die Stadtentwicklung. Was er vergaß: in jenem Stadtteil leben mehrere tausend Menschen.
Dem nächsten fehlen Schilder, andere sehen zu wenig Identifikationselan bei Bürgerinnen und Bürgern oder vermissen ein Konzept und ganz chick wäre überhaupt, man könnte mit dem Auto bis an die Theke fahren. Was soll das denn? Selbst der Hinweis, man habe vor Jahren der Gründung einer Stadtmarketing GmbH zugestimmt ist nur die halbe Wahrheit. Denn gescheitert ist selbige daran, dass man seinerzeit zwar nicht wusste, was sie eigentlich tun soll, aber ganz sicher war sie bräuchte mindestens zwei Geschäftsführer. Offensichtlich hat sich das bis heute hartnäckig gehalten, nicht zu wissen, was zu tun ist.
Nur einer der Befragten geht bis an die Wurzel. Nur einer nennt die „Erhöhung der Kaufkraft durch Schaffung von Arbeitsplätzen“ als Voraussetzung und dass Menschen, die zentrumsnah wohnen und arbeiten am ehesten Belebungsimpulse geben könnten. Einer von Acht. Es fällt nicht schwer, dieses Verhältnis auf Stadtratssitze umzurechnen und zu der Annahme zu kommen: es ist wohl schwierig in diesem Stadtrat auf vernünftige Gedanken zu kommen oder – hat man sie doch – dafür eine Mehrheit zu kriegen.
Überhaupt, die Antworten lesen sich, als seien die Fraktionen eines Stadtrates so etwas wie geneigte Beobachter von Außen, die ab und an aufgerufen sind mit Vorschlägen aufzuwarten. Das steht allerdings in der Gemeindeordnung völlig anders.
Schließlich ist der Gemeinderat weder unbeteiligt an den Entscheidungen, wofür welches Geld eingesetzt wird noch wie und wohin die Reste noch vorhandener Kaufkraft verteilt werden. Genauso wenig werden Stadträte unbeteiligt daran sein, mit welchem Personal und welchem Geld künftig welches Projekt präferiert wird, um schon jetzt sichtbaren Fehlentwicklungen entgegen zu wirken. Und dabei gibt es jede Menge zu tun.
Auch wenn diese Stadt gerade in der Innenstadt eine dramatische Entwicklung durchmacht oder gerade deshalb muss doch jede Chance genutzt und alle Kraft darauf verwendet werden, das nach außen zu vermarkten was wir haben: Jede Menge Kultur, die reiche Geschichte, eine Kulturlandschaft. Sind wir ehrlich wissen wir, dass auch hier in der Vermarktung einiges im Argen liegt und nur halbherzig angefast wird. Jede Menge Arbeit für Stadträte und Verwaltungen also.
Für demografische Einbrüche kann ein Stadtrat nichts. Einwohnerverlust und Kaufkraftverlust müssen andere Städte auch aushalten, wenn sich dazu bei Verantwortlichen chronischer Realitätsverlust gesellt, wie oben beschrieben, ist Böses zu befürchten.