Eine kritische Ermunterung
Wissen Sie noch, wie sich zum Kulturumzug zur 1050-Jahrfeier am 11. Juni die Straßen füllten und was für tolle Stimmung in der Luft lag? Kürzlich war das Zuckerfest trotz Mieswetter sehr gut besucht und Ende Oktober wird die Pflugausstellung konstatieren, dass sie sich in Konkurrenz zur bundesweiten Lutherwelle angemessen gut platziert hat. Wird es also ein gutes Jahr dieses Jahr 2017? Ja. Dennoch, für Zeitz ist es ein Jahr der verpassten und verpatzten Gelegenheiten.
Start verpasst. Mehrmals.
„Christian Thieme schaltet Webauftritte frei“ so hieß die Subline unseres Beitrages am 19. Mai letzten Jahres. Wir berichteten über die Freischaltung von www.1050jahrezeitz.de und der zugehörigen Facebookseite. Später war an diesem Tag zu hören:
„Dies ist auch der Startschuss für ein Marketing, dass einen Imagewechsel hin zu einer positiveren Ausstrahlung der Stadt bewirken soll.“ Im Januar 2017 spätestens solle auch eine frische neue Website der Stadt an den Start gehen. Das war wohl nichts.
Marketing? Imagewechsel?
Von einer, den Imagewechsel befördernden Marketingstruktur ist nicht wirklich zu sprechen, jene Jubiläumsseite dümpelt lange schon vor sich hin, Veröffentlichungen bis hin zur Geschäftspost der Stadt sind hausbacken und ohne erkennbare, schon gar nicht sympatische Linie, die so etwas wie Wiedererkennung im Blick hätte. Nicht einmal die Runderneuerung von zeitz.de ist geglückt und lässt noch immer auf sich warten.
Selbst wenn letztere alsbald in Aussicht stünde lässt sich nichts wirklich Gutes erahnen. Denn für dieses Relaunche gibt es keine Basis. Jedenfalls ist nicht bekannt, dass in der Stadt ernsthaft an einem längst überfälligen Erscheinungsbild gearbeitet würde. Das allerdings wäre die Voraussetzung für eine Erneuerung. Wie also sollen sie aussehen, diese Websites, Veröffentlichungen und ein wirksames Marketing? Woran orientieren sie sich, was sollen sie ausdrücken, wie soll was mit welchen Zielen nach außen dargestellt werden und wie wollen wir als Stadt überhaupt gesehen werden?
Verpasst, verbummelt, ignoriert?
Dabei wäre dieses Festjahr mit der Pflugausstellung und dem Stadtjubiläum ein ideales Jahr gewesen, mit einem rundum erneuerten modernen Erscheinungsbild durch zu starten. Mehrfach waren Straßen und Plätze voll gut gelaunter Menschen und die Stadt konnte sich auch überregional über ein hohes Maß öffentlicher Aufmerksamkeit freuen. Verpasst, verbummelt, ignoriert?
Wollte nicht unser Oberbürgermeister „den Schwung und die Stimmung des Jubiläumsjahres mitnehmen und nachhaltig nutzen.“? Vergessen?
Prioritäten setzen andere
Jüngst nach Zeitz eingeladene Reiseblogger und ihre positiven Erlebnisse werden gern zitiert, dass sie allerdings unisono die offensichtlichen Schwächen in der Außendarstellung unserer Stadt ansprechen ist nicht der Rede wert. Wenn doch wenigstens daraus etwas gelernt würde!
Ebenso wenig scheint wahrgenommen wie sich diese und jene Initiativen aufmachen, mit ihren Mitteln die Kultur, die Geschichte und Sehenswertes aus Zeitz der geschätzten Weltöffentlichkeit näher zu bringen: WirsindZeitz, Zeitzer Veranstaltungen auf Facebook, die Veröffentlichungen der Fördergesellschaft Moritzburg, die Euleorgel-, Alertums- und andere Vereine zuzüglich hier Ungenannter treiben viel Aufwand, ihre Stadt, unsere Stadt zu beleben und, das vor allem, sie in ein gutes Licht zu rücken.
Wie schrieb doch family4travel nach dem Zeitzbesuch?:
„Aschenputtel, komm mal klar und zieh dir dein Kleid an!
Stell dein Licht nicht so unter den Scheffel, Zeitz! Du bist nicht perfekt, aber du hast Qualitäten. Ein bisschen mehr Selbstbewusstsein wäre angebracht….Allein marketingmäßig ist da viel Luft nach oben.“
Das sehen wir auch so.