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Klein und fein, frisch und gischtig

Klein und fein, frisch und gischtig

Die Herzen voller Gischt

Der Zeitzer Schweizer Beat Toniolo
lässt nach 20 Jahren ein Festival neu aufleben.
Auf Literaturbooten gibt’s Musik, Literatur und Humor.
Mit Sebastian Krumbiegel ist sogar ein Prinz dabei.

Rückblick auf zwei grandiose Tage

Text, Fotos: Reiner Eckel

Fotos: Reiner Eckel

„Mein Herz ist noch voller Gischt“

Sebastian Krumbiegel ist begeistert. Das Boot fährt bis auf wenige Meter an die tosenden Wassermassen des Rheinfalls heran. Aus dem Regenbogen zischt die Gischt über uns hin. „Gischtig das Ganze“ findet der Prinz und meint damit nicht nur den feinen kühlenden Tropfenschwall am Ende der Bootfahrt. Er findet auch das Format gut – klein, fein, kultig. Eben noch hatte er auf dem Literaturboot einige seiner Songs gesungen, meist humoriges aus seinem Buch gelesen und damit die Mitfahrenden begeistert.

Es war bereits die sechste Tour des Literaturbootes an diesen zwei Tagen des Rheinfallfestivals. Eine grandiose Idee des Zeitzer Schweizers Beat Toniolo, etwa eine Stunde lang bei Songs, Büchern und Gesprächen stromab zu treiben, dann stromauf zum „gischtigen“ Erleben des Rheinsfalls, für Toniolo „eine Droge“. Was nicht übertrieben ist. 

Zwei Tage später wird die Kinderbuchautorin Anne Friderike Heinrich auf Facebook bekennen „Mein Herz ist noch voller Gischt“. Sie hatte auf einem Literaturboot aus ihrem zauberhaft-humorigen Buch „Ich glaub‘ ich spinne, sprach das Schwein“ gelesen. Dazu sang die weltenbummelnde Singer/ Songwriterin Irene Mazza zur Gitarre ihre anrührenden Lieder. Eine wunderbare Begegnung. Nicht die einzige.

ALLE FESTIVALTERMINE

Prinz Sebsatian Krumbiegel

Lesung auf dem Literaturboot

Erfinder & Organisator Beat Toniolo

Das Talent, Menschen zu vereinen

Beim Rheinfall Festival machts die Mischung. Veranstalter Beat Toniolo hat Talent, Menschen zusammenzubringen und sie zu begeistern, zusammenzukommen. Auf den Literaturbooten lesen und erzählen kurzweilig Dr. Felix Hasler über die neue Psychiatrie und die Leipzigerin Diana Feuerbach aus ihrem Leben in der DDR, während Schauspielerin Esther Gemsch fabuliert, was denn nun das im Rheinfall auf- und abgetauchte Fabelwesen Quamelius so treiben wird, einfühlsam begleitet von Bernie Ruchs Zauberhänden am Schlagwerk.

Neben der erfrischenden Gischt liegt heitere Leichtigkeit in der Luft, nicht nur weil der begnadete Satiriker Christoph Simon gerade „Von Glück und anderen Katastrophen“ munter drauf hält auf die Schwächen der Zweibeiner – es ist dieses belebende Format, das heiter stimmt. Und es sind die Menschen, die hier zusammenkommen. Neben den Mitwirkenden auch jene, die das Festival finanziell unterstützen und die fleißgen Helfer bei Technik, Versorgung und Gästebetreuung.

Als Dankgeschenk für die Mitwirkenden spendierte die Cleo Schreibgeräte GmbH ein eben solches – ein Schreibgerät. Die Manufaktur aus Bad Wilsnack produziert in Handarbeit feinstes Schreibwerkzeug. Bemerkenswert schön ihr Slogan „Schrift ist das Kleid des Gedankens“. Noch bemerkenswert ist, die drei Damen der Manufaktur ließen es sich nicht nehmen, während des Festivals überall dabei zu sein.

UNTERSTÜTZER

Esther Gemsch & Bernie Ruch

Dr. Felix Hasler

Diana Feuerbach

Und dann diese Abende!

Gleich am ersten Abend muss Sebastian Krumbiegel mit einem Solokonzert ran. Doch weißt hier muss und was heißt solo? Wer den Prinzen kennt, der weiß: der brennt. Der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt, das Publikum gemischt aus allen Geschlechtern und Generationen. Krumbiegel, der schon vor 50.000 spielte kann sich auch für intimere Formate begeistern. Und begeistert die Formate. Das Publikum ist aus dem Häuschen, klatscht und singt mit bei seinen Liedern und ist erheitert bei seinen kleinen Plaudereien. Das lässt den Prinzen zur Hochform auflaufen. Dann die Überraschung. Krumbiegel singt mit dem Jugendchor „Vocatio“ aus der hieisigen Misikschule gemeinsam zwei Stücke. Das begeistert ihn und das begeistert den Chor, der den Prinzen am Ende noch mit einem Ständchen überrascht. Ein launiger Konzertabend.

Launig auch der Abend des zweiten Festivaltages. Nur anders. Beat Toniolos kleine Leidenschaft – ein Gourmet Talk. Feines Essen, Musik, Gespräche und Begegnungen. Im Talk plauderte Toniolo mit der Liedermacherin Irene Mazza und Sebastian Krumbiegel, seinem „Bruder im Geiste“ wie beide sich verstehen. In den Gesprächen über Gott und die Welt gaben die beiden Musiker hin und wieder kleine Zwischenspiele. Was selbst Toniolo weder ahnen konnte noch seine Gäste vorher wussten: dass Mazza und der Prinz noch gemeinsam musizieren würden, spontan und ausgesprochen heiter. Das gefiel den Dreien wohl mindestens so gut, wie den Gästen an den Tischen. Ein schöner Abschluss für den ersten Teil eines Festivals, das Lust auf mehr und vor allem auf Leben macht.

UNTERSTÜTZER

Noch ein bisschen Leute gucken?

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About The Author

REINER ECKEL Jahrgang 1953, wohnt in Zeitz. Der Web 2.0-Enthusiast ist in Sachen Web, Grafik und Layout als Autodidakt unterwegs. Betreibt zeitzonline.de seit 23. Februar 2011.

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