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Das Atmen nach dem Punkt (4)

Das Atmen nach dem Punkt (4)

Momente & Impulse aus 10 Jahren

Mit POSA COLLING feierte das Posateam 10-Jähriges.
In einem POSA KUCHA gratulierte ZeitzOnline
mit einem kleinen Vortrag.
Was wir uns dabei dachten.

Text, Fotos: Reiner Eckel

Fotos: Reiner Eckel

Posa Kucha?

Das war doch eine hübsche Idee. Einst hatte das Posateam das Format „Pecha Kucha“ nach Zeitz geholt und erfolgreich mehrfach wiederholt. In 20 Folien á 20 Sekunden dürfen Vortragende zu einem vorgegebenen Thema sprechen.

Zum POSA CALLING am 2.9. lud Posa nun ein, persönliche Erfahrungen in einer Kurzform zu präsentieren. Also 10 x 20 Sekunden. Diese Einladung nahmen wir gerne an. Weil allein aus den Folien nicht unbedingt zu erahnen ist, was dazu gesagt wurde, hier also die kommentierte Kurzform für jene, die nicht dabei waren.

Hier der Rückblick auf POSA CALLING

Hilfe!

„Kein Problem, mache ich doch gerne“, war meine Antwort als die Anfrage kam. Schließlich habe ich für ZeitzOnline in den 10 Jahren immer mal wieder etwas geschrieben über den Posaberg und was dort geschieht. Gerne ja, aber „kein Problem“? „Immermal wieder“? Vonwegen.

Irgendiwe ahnte ich wohl nichts, als ich „Kloster Posa“ in der Suchen eintrug. Hilfe, dachte ich zuerst. Unzählige Beiträge und Tausende Fotos waren da über die Jahre zusammen gekommen. Was also tun? Erzähle ich die eine ganz besondere Geschichte oder versuche ich einen Rückblick. Ich entschied mich für den Rückblick.

Der, so viel war klar, konnte nicht mehr sein als ein kurzer Abriss, eine Art Blick ins rotierende Kaleidoskop. 10 mal 20 Sekunden eben.

Die Anfänge

Wir schreiben das Jahr 2013. Als „Mokkabrigade“ und anderen Aktionen waren die jungen Leute vom Posaberg schon unterwegs. Für Posa selbst hatten sie Ideen, doch ein festes Konzept hatten sie noch nicht. Offen war auch noch, auf welcher vertraglichen Basis sie auf längere Sicht hier leben könnten. Denn das Objekt gehört der Stadt Zeitz. Dann ging es Schlag auf Schlag.
Im September luden sie Verwaltung und Stadtrat nach Posa, erklärten ihr Konzept. Schon im November unterschrieben sie im Rathaus den Pachtvertrag.
Auch ein Novum zu der Zeit: sie kamen mit Kind und Kegel zur Vertragsunterzeichnung ins Rathaus. Unter der Schlagzeile „Das Atmen nach dem Punkt“ beschrieben wir damals in einigen Beiträgen diese Zeit. Deshalb auch heute die Schlagzeile, es ist die vierte.

Sofas im Bahnhof? Pecha Kucha Night

Zuerst tauchte diese spannende weil kurzweilige Format in Tokyo auf. Die Posamenschen holten es nach Zeitz. Dabei wird nicht einfach kopiert! Die Pecha Kucha – Gemeinschaft ist weltweit vernetzt. Wer dieses Format öffentlich nutzt, mus sich zu den Spielregeln verpflichten.

Für die Pecha Kucha Nächte in Zeitz wählte Posa als Veranstalter stets spannende und aktuelle Themen. Den Leerstand etwa oder den Bevölkerungsschwund. Weil die Vortragenden jeweils mit eigenem Blickwinkel aufwarten und zum Labern keine Zeit ist, waren die Pecha Kucha stets erfrischend, impulsgebend und stets gute besucht.
Die erste öffentliche Pecha Kucha Nacht in der Stadt fand 2015 im Zeitzer Bahnhof statt. Begeistertes Publikum und staunende Reisende: „Sofa und Stehlampe im Bahnhof?“ Ja!

Manchmal bebt der Posaberg

Häufig ist Kloster Posa Gastgeber für pure Lebenslust und Ausgelassenheit. Manchmal fliegen sogar Menschen über die Wiesen hier oben. Dann kann es der Zirkus Upsala sein, der seine jungen Artisten ihr Können zeigen lässt. 

Es gibt so Tage, an denen die Menschen hier oben ausgelassen zur Musik in der Sonne tanzen. Dann kann vorkommen, wir treffen auf schweißnasse Wiesen und viel Wasser muss in die Schläuche für eine Dusche zur Abkühlung der erhitzten Zweibeiner. 

Eine Festung waren die Posaumauern nicht. Dennoch sahen wir neulich wie kleine KInder die ganz großen Kanonen aufstellten. Worauf sie schossen, bleibt ihr Geheimnis.

Stille Ecken

Selbst an Tagen, da der Posaberg bebt gibt es sie, die stillen Momente. Weil es hier oben inmitten oder am Rande des Trubels die stillen Ecken gibt.

Zauberhaft beleuchtete Treffpunkte unter Laubdächern mit sanften Polstern, Kuschelige Sitzer unter aufgehängten Regenschirmen. Ein Stück weg von der gerade rockigen Bühne lampionbehängte Unterstände für ein lauschiges Gespräch. Das war auch in diesem Jahr beim Posa Calling nicht anders

Und manchmal hörst du aus der Garage Gitarrenklänge. Steht dort ein junge Frau mit ihrer Gitarre, singt scheinbar gedankenverloren ein Lied. Ein Konzert nur für sich selbst.

Kleine und große Momente

Im September 2018 in Zeitz-Ost, wo das Posa-Projekt OPEN SPACE auf einem Wandbild die Suse aus dem DEFA-Muiskfilm „Silvesterpunsch“ verewigte. Die sie vor mehr als sechs Jahrzehnten spielte, Christel Bodenstein, steht davor und ist gerührt. Das Posa-Team hatte ermöglicht, die inzwischen über 80-Jährige aus Berlin nach Zeitz zu holen. 

Der Tag, an dem der Zirkus Upsala mit einer schönen Choreographie die Menschen verzauberte und mit bunten Fäden miteinander verwob. 

Während der Mendl-Festspiele 2021 verzückt Shany Matthews mit ihrem anmutigen indischen Tanz die Menschen in der Kulturscheune. Es sind diese und viele andere Momente, die diesen Ort so einzigartig und magisch machen.

Die Kunst zu Gast in Zeitz

Manche Künstlerin, dieser und jene Künstler wüsste ohne die Aktivitäten des Posateams wohl nichts von Zeitz und seinen kreativen Freiräumen. 

Bereits seit einigen Jahren geben sich Studierende Kreative hier in Zeitz die Klinken in die Hand. Aus Karlsruhe kommen sie, aus Dortmund, aus Hamburg. Einige kommen wieder. Manche kommen, um zu bleiben.

Mit diesen Aktivitäten haben die Posamenschen wertvolle Impulse nach außen wie nach innen gesetzt. Man weiß inzwischen außerhalb der Stadtmauern, dass es an der Weißen Elster Raum für Selbstverwirklichung gibt. Wenn die kommen, nun nicht bleiben? Dann waren sie doch hier, hinterlassen Spuren, haben gegessen, getrunken, gemietet und eingekauft. Und Menschen Freude bereitet.

Leerstand als Chance

Leerstand und eine Bedrohung? Leerstand ist eine Chance! Leerstand ist nutzbarer Freiraum! Die Menschen auf Posa waren in dieser Stadt die Ersten, die begannen, den Umgang mit Leerstand neu zu definieren. Sie redeten aber nicht nur darüber, sie machten anschaulich vor, was sie damit meinen. 

Mit OPEN SPACE bespielten sie Räume, die schon längst niemand von innen sah. Pop Up Lokale luden hier zum Tafeln ein, Ausstellungen und künstlerische Wettbewerbe wurden organisiert. Sich mit der Stadt, mit ihren Narben wie mit ihrem Potenzial auseinander zu setzen steht hier auf der Agenda. Erfolgreich! Ich meine ja. Heute spricht niemand mehr von der Geisterstadt. Mehr und mehr kommen Künstler und Künstlergruppen in die Stadt, zunehmend um zu bleiben.

Das Fazit. Die Wünsche

Gegen alle Bedenken und Wiederstände, die es ja bis heute gibt, haben sich junge Menschen auf Kloster Posa auf den Weg gemacht. Die damals im Rathaus auf dem Schoß bei Papa saßen feiern bald Jugendweihe. Ihre Eltern bauten Häuser, machen ihre Jobs und öffnen dennoch um die 100 Mal im Jahr die Pforten zum Posaberg. Wem das alles zu wenig ist oder zu langsam geht, dem ist wohl nicht zu helfen.
Was wünsche ich nach 10 Jahren nun dem Posateam? Vielleicht das. Bernd Dicke von der FH Dortmund, in Zeitz gefragt wie er die Zukunft der Stadt sähe, antwortete er: „Das Beste kommt noch!“

Liebes PosaTeam, ich sage DANKE für alles Bisherige, bleibt gesund und habt Spaß beim Leben. Ich wünsche euch von Herzen, egal was kommt, DAS BESTE KOMMT NOCH! 

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About The Author

REINER ECKEL Jahrgang 1953, wohnt in Zeitz. Der Web 2.0-Enthusiast ist in Sachen Web, Grafik und Layout als Autodidakt unterwegs. Betreibt zeitzonline.de seit 23. Februar 2011.

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