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Totholz wirft seine Schatten voraus

Totholz wirft seine Schatten voraus

In Zeitz funkeln die Weihnachtssterne schon vor Ostern 

Die Sommerferien sind noch ein Stück hin. Also ist noch reichlich Zeit für die alljährliche Aufregung über schokoladige Weihnachtsleckereien schon gegen Ferienende, spätestens aber im August.

Das fiel wohl auch irgendeinem städtischen Marketingstrategen auf, besser gesagt das gefiel ihm gar nicht. So lange auf Weihnachten warten, also wirklich, das geht gar nicht. Dachte sich der.

Und ich dachte zunächst, es handele sich um ein vergessenes Stück aus dem Vorjahr, als ich vor Ostern in der Zeitz-Information nach Material für die Zeit meiner österlichen Horizonterweiterung suchte. Doch weit gefehlt. Ich hatte tatsächlich einen zweiseitigen Edelglanzflyer in der Hand, der für die Schlossweihnacht 2015 wirbt. Druckfrisch und vor Ostern!

jahreskrippeNun wirft das weihnachtliche Totholz also schon Ostern seine Schatten voraus, war mein erster Gedanke.
Mit Totholz meine ich jene zwei monströsen hölzernen Teile, die übers Jahr zu Füßen ans Kreuz genagelt als raumgreifende Torsi in den Magazinen der Moritzburg herum liegen, um zur Schlossweihnacht als irritierend nichtssagende Deko zwischen Strohballen aufgestellt zu werden. Im Flyerdeutsch heißt so etwas dann „aufwendig dekoriert“.

Bis ich dieser Peinlichkeit ansichtig werden durfte war ich mir sicher, im Museum Schloss Moritzburg würde Kunst und wenn nicht Kunst, dann doch wenigstens zeitgeschichtlich Wertvolles gesammelt.
Wie etwa die barocke Jahreskrippe, auf die leider weder in besagtem österlichen Weihnachtsflyer noch zur letzten Schlossweihnacht hingewiesen wurde. Sie steht in der Ausstellung „Das Kirchenjahr. Feste im Jahreskreis“ im Saal über der Fürstenloge des Doms St. Peter & Paul und würde gerade zu Weihnachten einen würdigen Platz in der Schlossweihnacht eher verdient haben als eine peinliche Totholzdekoration.

Die jedoch, die schon Ostern ihre Schatten auf Weihnachten voraus werfenden Ungetüme, könnten durchaus noch einer halbwegs sinnvollen Verwendung zugeführt werden – als Träger der Hinweisschilder auf eben diese Jahreskrippe. Dafür sollte für jenen findigen Marketingstrategen  die Zeit bis Weihnachten doch ausreichen. Schließlich war gerade erst Ostern.

P.S.: Keine Sorge, die Kritik hat keinen Einfluss auf unsere Arbeit. ZeitzOnline wird auch in diesem Jahr Werbung für die Schlossweihnacht machen. Nach dem Herbstfest. Bis dahin gibt es noch jede Menge andere schöne Ereignisse am selben Ort.

 

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About The Author

REINER ECKEL Jahrgang 1953, wohnt in Zeitz. Der Web 2.0-Enthusiast ist in Sachen Web, Grafik und Layout als Autodidakt unterwegs. Betreibt zeitzonline.de seit 23. Februar 2011.

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