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Wird das Klinikum zum Patienten?

Wird das Klinikum zum Patienten?

Ein Arzt macht sich Sorgen und schreibt einen Brief

Ärzte haben einen Auftrag, wenn Sie am Patienten Symptome einer Erkrankung feststellen. Sie stellen eine Diagnose und leiten alsdann das Verfahren zur Heilung ein. In der Regel fügt sich der Patient dem ärztlichen Rat, im Idealfall wirkt er aktiv an seiner Genesung mit. Wenn der vermeintliche Patient aber nun ein Klinikum ist? Dann kann alles anders sein. Neu wäre das nicht in Zeiten, da sich ein Krankenhaus unbedingt rechnen muss. Neu wäre auch nicht, wenn eine Klinik trotz deutlicher Symptome und jedes Kränkeln trotzig verneinend am Ende doch dem wirtschaftlichen Druck erlegen ist. Hätte es doch auf seine Ärzte gehört!

Gibt es solchen Trend am Zeitzer Klinikum? Jedenfalls werden erste Symptome ausgemacht, die den schleichenden Übergang vom tadellosen Klinikum mit bestem Ruf, motiviertem und exzellent ausgebildetem Personal zum trotzig dahin kränkelnden Patienten befürchten lassen. Also nahm jüngst der Zeitzer Urologe seinen Auftrag ernst, tat in einem Brief an Rathaus und Stadträte die aus seiner Sicht wahrnehmbaren Symptome kund und bat um weitere Begutachtung, vor allem um Unterstützung. Eine Antwort hat er bisher nicht bekommen.

Vorläufige unverbindliche Diagnose

Wenn das alles so stimmt, was der Urologe schreibt, ist unsere vorläufige Diagnose nach dem Lesen des Briefes: einseitige Ausrichtung mit der Folge gravierender Schrumpfung der Versorgung durch Schwächung wichtiger Funktionen bei gleichzeitig schleichendem Realitätsverlust der Hausspitze. Letztere hat dann bitte welche der zwei möglichen Sichtweisen – ist das Kurzsicht oder Absicht?

Der Reihe nach hangeln wir uns an den im Brief beschriebenen Symptomen entlang.
Sollten Sie als ambulanter Patient die Dienste der Radiologen im Klinikum zu schätzen wissen, sollten Sie sich umgewöhnen. Denn im kommenden Jahr ziehen die samt der technischen Ausrüstung nach Grana um. Noch scheint nicht klar, wie diese Lücke personell wie technisch geschlossen werden soll, droht weiteres Ungemach. Denn in Kürze wird auch das MRT demontiert und die Klinik verlassen. Damit fehlen Patienten wie Ärzten wichtige diagnostische Mittel. Eine Unfallchirurgie in einem so geschrumpften diagnostischen Umfeld dürfte alsbald der Berufsgenossenschaft spanisch vorkommen. Und ist damit weit entfernt von heutigen Standards. Ist das unklar oder gewollt?

Allein, wie es dazu kommen konnte ist schon seltsam. Objektive Gründe scheinen schwer zu finden, weshalb das Haus es nicht hin bekam, sich als Klinik mit den doch bisher gegenseitig wirkungsvoll ergänzenden ambulanten Diensten auch für die Zukunft ins Benehmen zu setzen. Unser Zeitzer Urologe, der den Brief schrieb, weiß davon ein Lied zu singen. Seine Urologie, die sich immer als eine Einheit mit dem Klinikum verstanden habe, sähe sich nach vertraglich nicht nachvollziehbarem Gerangel mit der Hausspitze und einigen vergeblichen Vermittlungsversuchen zum Handeln gezwungen. Ab 2018 werde nun am Zeitzer Lindenplatz praktiziert.
Hat das Klinikum andere Pläne? Wenn ja, welche?

Wieso ist eigentlich seit Juni die Klinik für Innere Medizin ohne Führung seit man sich von Chefarzt PD Dr. Truckenbrodt glaubte trennen zu müssen und nun fehlende Ausbildung sowie mangelnde strategisch-medizinische Planung billigend in Kauf nimmt? Etwa den Profilverlust des Diabetischen Zentrums oder die bevorstehende Pensionierung des praktizierenden Oberarztes für Magen- und Darmspiegelungen, in deren Folge es zur Schwächung operativer Fachrichtungen kommen könnte.
Ähnliche Diagnose in der Onkologie. Bis zum Jahresende kümmere sich die im Klinikum einzige Onkologin um Tumornachsorge und Therapie von Magen- und Darmkrebs, dann geht sie in den Ruhestand, ohne dass eine Nachfolge bekannt wäre. Was ist das für eine Strategie?

Versprochen – gehalten?

So lange sei es nicht her mit der Ankündigung, man wolle investiv auf die gestiegenen Anforderungen an die Rettungsstelle im Klinikum Zeitz antworten. Noch in diesem Jahr, habe das im Januar geheißen. Damit wolle man sowohl auf die Zunahme ambulanter Notfälle reagieren als auch dem neuen Service rund um Herzschrittmacherimplantationen perfekte Bedingungen schaffen. Es blieb bei den Ankündigungen.
Wo gebaut wird, braucht es dagegen Zeit und vor allem unendliche Geduld der MitarbeiterInnen in angrenzenden Bereichen. Schmutz, Krach und vor allem kein Ende abzusehen beim Anbau einer Geriatrie. Neben der Psychatrie im übrigen eine der Fachabteilungen, mit denen vermutlich die Klinikleitung glaube, künftig wirtschaftlich aufforsten zu können, weil die besser zu finanzieren seien. Kein Mensch weiß, ob das immer so sein wird.

Und nun?

Nach Abwägung oben beschriebener Symptome darf man und muss man auch einmal die Frage nach der Daseinsvorsorge stellen. Täuschen wir uns oder ist die bisher bewährte und anerkannte, moderne und breit aufgestellte, kooperative und mit den ambulanten Diensten verzahnte Basisversorgung am Klinikum Zeitz unbedingt in Frage zu stellen? Danach sieht es aber nach diesen Schilderungen aus.

Wenn das alles so stimmt, wie in dem Brief beschrieben, sieht das jedenfalls für uns nicht gerade nach zielorientiertem Management aus.
Damit kein falsches Licht aufflackert – im Schreiben wird raumgreifend die Erfolgsgeschichte des Klinikums beschrieben, die ausgesprochen ausgezeichnete Arbeit des hoch qualifizierten und motivierten Personals gelobt und die Bedeutung des Klinikums nebst seines Umfeldes für die Region unterstrichen. Gerade darum geht es wohl auch dem bekannten Urologen, der fragt „Warum sollten wir dieses Niveau nicht halten und ausbauen?“ Dagegen sprächen eben genau die beschriebenen Probleme.

Erfreut hören wir heute, das Thema werde demnächst im Zeitzer Stadtrat eine Rolle spielen, dessen Ausschüsse würden darüber intensiv diskutieren und eine Haltung dazu haben. Das würde sicher auch den Autor des Briefes freuen. Interessant dürfte dann auch sein, mit welchen Antworten das Klinikmanagement aufwarten wird.

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About The Author

REINER ECKEL Jahrgang 1953, wohnt in Zeitz. Der Web 2.0-Enthusiast ist in Sachen Web, Grafik und Layout als Autodidakt unterwegs. Betreibt zeitzonline.de seit 23. Februar 2011.

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