Etwas über Heimat, Ankommen und Geborgenheit
Ein europäisches Projekt unterstützt MigrantInnen bei der Integration in ländlichen Räumen. Jetzt zeigen sie in einer Ausstellung, wie und warum sie den Burgenlandkreis als ihre neue Heimat begreifen.
Eine Wiese im Vordergrund, eine steil abfallende Böschung, an deren Ende zwei Bahngleise in langem Bogen bis an den Horizont ziehen. Julien Daga hat die Tunneleinfahrten bei Wetzendorf fotografiert. Hier jagen die ICE durchs weite Land, das er so liebt:
„Als ich nach Deutschland kam habe ich dort angefangen, die Sprache und die deutsche Kultur zu lernen. Das war wie wenn ein Baby geboren ist: es muss erstmal lernen. wie man in diesem Ort lebt, in dem es geboren ist. Deshalb empfinde ich diesen Ort als meine zweite Heimat in Deutschland, weil ich dort neugeboren wurde.“
Julien ist einer der Teilnehmer des Interreg-Projektes EMI BLK, das gerade eines seiner Aktivitäten in Zeitz ausstellt. „Burgenlandkreis als Heimat?“ zeigt Lieblingsorte im Burgenlandkreis. Teilnehmenden MigrantInnen wie mitwirkende Hiesige sind gemeinsam der Frage nach Heimat im Burgenlandkreis nachgegangen. In Bildern drücken sie nun aus, was sie gefunden haben.
Es kam beim Entstehen der Ausstellung weniger auf etwa die Schulung des fotografischen Auges, als denn das gemeinsame Erleben an, und das Finden und Zeigen der Merkmale, die Heimat ausmachen können. Was die teilnehmenden jungen Deutschen und migrantischen Erwachsenen gemeinsam zusammentrugen, wie sie beschreiben, was sie dabei bewegt, das macht diese kleine Ausstellung so bemerkenswert.
Matilda Denja beschreibt, wie sehr ihr die Besuche in der Naumburger Bibliothek geholfen haben. Nicht nur beim Lernen der deutschen Sprache sei dieser Ort wichtig für sie geworden. Sie habe hier leicht mit Menschen in das Gespräch kommen können und fand sehr beeindruckend, wie sich die Menschen hier für Neuankömmlinge interessieren und sie unterstützen. So hat jede und jeder eine ganz eigene Geschichte zu erzählen, die offensichtlich auf Interesse bei den ZeitzerInnen stoßen.
Beim Besuch in der Ausstellung erzählt Projektleiterin Sonia Moreno denn auch, wie sich die Teilnehmenden über das rege Interesse und den Austausch gestern (19.11.) bei der Eröffnung gefreut hätten.
„Burgenlandkreis als Heimat?“
LandenLokal
Wendische Straße 29
06712 Zeitz
Geöffnet bis 30. November
Mo-Fr: 15-17:00 Uhr
Samstag 10-12:00 Uhr
Hintergrund
Nach der Statistik von August 2021 leben im Burgenlandkreis etwa 11.000 Menschen mit Migrationshintergrund. Oft ist es für sie schwer, Kontakte zu knüpfen, Freunde zu finden, ein Gefühl von Heimat zu entwickeln. Das Interreg-Projekt Central Europe Arrival Regions will diese Menschen bei der Integration in eben den Ankunftsregionen unterstützen. 13 Projektpartner aus 6 europäischen arbeiten an innovativen Ansätzen wie es besser gelingt, besonders in ländlich geprägten Regionen Nicht-EU-BürgerInnen in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt zu integrieren.