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Beat Toniolo performt in Kassel

Beat Toniolo performt in Kassel

Wie der Schweizer-Zeitzer zur Documenta Aufsehen erregt

Vor dem Museum Fridericianum in Kassel stehen zwei Eichen. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches. Nun sind diese aber Bestandteil eines Landschaftskunstwerks, das der Künstler Joseph Beuys zur DOCUMENTA 7 beginnend ins Werk setzte. Das war im März 1982 und damals umstritten. 7.000 Eichen planzte Beuys als „Soziale Plastik“, wie er diesen Protest gegen zunehmende Verstädterung nannte. Beuys war immer auch ein politischer Künstler. Wie der in Zeitz lebende schweizer Künstler und Kulturvermittler Beat Toniolo.

Toniolo, der Schweizer-Zeitzer erregte letzte Woche in Kassel mit einer Performance und einer Lichtprojektion Aufsehen. Hier läuft aktuell die DOCUMENTA 15, nicht ganz unumstritten, wie man weiß. Und hier also taucht Beat Toniolo auf dem Friedrichplatz auf. Man sieht ihn kniend mit einem langen Pinsel voll schwarzer Acrylfarbe auf eine große Leinwand und Tapete mit Blumen und Natursujets die Worte malen: „Joseph Beuys wo bist Du?“. Mehrfach. Vielfach. Mal läuft er mit dem Lautsprecher die gleichen Worte sprechend auf die Menschen zu, mal setzt er sich an die Erika-Schreibmaschine, um sie zu schreiben „Joseph Beuys wo bist du?“. Provozieren und den Dialog suchen, das ist Beat Toniolo.

  • Kunstaktion, Kassel, Beat Toniolo, Joseph Beuys wo bist Du?
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Toniolo, wie Beuys „Peace-Pace-Maker“, so zu lesen auf der Poizeimütze, die Ersterer zur Performance auf dem Kopf hat, während sein weißer Anzug die Aufschrift „Aktion saubere Kunst schauen“ trägt. Zum schauen kamen viele. Und sie blieben. Eine Stunde dauerte die Aktion. Das Ergebnis, das Kunstwerk wird dauerhaft auf Alu-Verbundplatte am Bistro Alex auf dem Friedrichsplatz gut sichtbar angebracht. Ganz in der Nähe des Riesenschaufensters der Stiftung 7000 Eichen also. Kein Zufall, denn die hatte Toniolo eingeladen.

Hier auf der Hauswand des Bistro Alex präsentierte der Schweizer nach der Performance seine Lichtprojektion „Worte für den Frieden“. Im März hatte Beat Toniolo als Protest gegen den Krieg in der Ukraine Zitate von Persönlichkeiten aus Literatur, Kunst und Sport auf den Rheinfall projiziert. Klassiker wie Friedrich Dürrenmatt und Max Frisch waren ebenso dabei, wie jene, die seinem Aufruf gefolgt waren, Solidarität mit der Ukraine sichtbar zu machen. Mit dabei die ukrainische Schriftstellerin Svetlana Lavochkina (siehe auch Beitrag vom März).

Quelle: Dr. Sara Tröster Klemm

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Hintergrundinformationen

Von Dr. Sara Tröster Klemm – Kunsthistorikerin und Autorin / Leipzig, 7. Sept. 2022

„Die Kunstaktion steht im Kontext eines dreifachen Beuys-Jubiläums: Letztes Jahr war das große Beuys Jubiläum mit 100 Jahren Beuys (1921–2021). Dieses Jahr jährten sich die 7000 Eichen mit der ersten Pflanzung am 16. März 1982 zum vierzigsten Mal und am 22. Oktober wird die Stiftung 7000 Eichen ihr zwanzigjähriges Bestehen feiern. Aus diesem Grund befindet sich die Stiftung derzeit in intensivem Austausch mit Veranstaltern und Institutionen weltweit, von Wien, bis Chicago und Chile. Eine ganze Reihe von Anlässen bietet die Gelegenheit, über
Beuys nachzudenken, so Volker Schäfer, Vorstandsvorsitzender der Stiftung. In diesem Jubiläumsjahr plante er auch eine Projektion zu Beuys, welche nun mit Toniolos Worten für den Frieden verbunden wurde.

In Kassel wurden die Worte für den Frieden um Zitate von Joseph Beuys erweitert. Zitate von Joseph Beuys wie: „Die einzig revolutionäre Kraft ist die Kraft der menschlichen Kreativität.“ oder „Die Zukunft, die wir wollen, muss erfunden werden. Sonst bekommen wir eine, die wir nicht wollen.“, erscheinen heute tatsächlich aktuell wie nie zuvor. „Die Bäume sind nicht wichtig, um dieses Leben aufrechtzuerhalten, nein, die Bäume sind wichtig, um die menschliche Seele zu retten.“ Egal, ob es um Frieden, Klimaschutz oder um gesellschaftliche Gerechtigkeit geht: Ja, die Frage, Joseph Beuys wo bist Du? kann gar nicht oft genug laut und kräftig und immer wieder gestellt werden! Toniolo bewegt auch die Frage, wie Joseph Beuys auf die Antisemitismus-Debatte rund um die DOCUMENTA fifteen reagiert hätte.“

Foto Credits: Harry Soremski, Kassel

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About The Author

REINER ECKEL Jahrgang 1953, wohnt in Zeitz. Der Web 2.0-Enthusiast ist in Sachen Web, Grafik und Layout als Autodidakt unterwegs. Betreibt zeitzonline.de seit 23. Februar 2011.

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