Wie es dir wohl ergehen wird, Julius Pflug.
Lieber Julius Pflug,
das war doch gestern eine gute Nachricht: du bleibst unserer Stadt erhalten. Auch künftig wirst du in deinem Gelehrtenzimmer vor der berühmten Stiftsbibliothek sitzen und den Menschen aus der Geschichte erzählen.
Kein Geringerer als der Domherr Ernst Albert Naether gab das gestern vor dem Festkonzert zum Reformationstag im Zeitzer Dom bekannt. Das sollte die Zeitzerinnen und Zeitzer doch freuen.
Die Zeitzerinen und Zeitzer, zuerst haben sich es dir ja nicht leicht gemacht. Sie taten sich schwer damit, dich und die dir gewidmete kulturhistorische Ausstellung „Dialog der Konfessionen…“ als das wahrzunehmen, was ihr seid – überregional bedeutsam. Spät erst haben sich viele entschlossen, sich dir und deinem verdienstvollen Leben zu nähern. Lange und etliche Aufforderungen lang hat es zuvor gedauert bis die Stadtverwaltung dir in ihren Veröffentlichungen den Platz einräumte, den du verdienst. Immerhin, du hast hier als der große Vermittler in Zeiten der Reformation gewirkt, du liegst hier in Zeitz begraben und du hast dieser Stadt deine wertvolle Bibliothek vermacht.
Wie wird es dir ergehen nun, da die große Sonderausstellung vorüber ist und die wertvollen seltenen Ausstellungsstücke ihre Heimreise nach Frankreich und anderswo hin antreten? Werden wir dich einfach dort allein sitzen lassen, wie du in den Jahren zuvor beinahe vergessen wurdest? Wirst du zwar gepflegt werden, aber ansonsten nicht mehr sein dürfen als eben ein Ausstellungsstück?
Oder werden doch spannende touristische Pfade auch künftig Menschen zu dir führen, werden Schülerinnen und Schüler dich und deine Wirkungsstätten staunend besuchen? Wird sich vielleicht dieses Forum und jene Begegnung ganz in deiner Nähe mit deinem Lebenswerk befassen und damit, was aus diesem Werk in Zeiten der Polarisierung und des Populismus für uns noch heute zu lernen wäre?
Sei gespannt, Julius. Jetzt erst einmal freuen wir uns, dass du hier bleibst.