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Die Tugenden und die Laster

Die Tugenden und die Laster

5. Oktober 2018 / 19:00 / Kunsthaus Alte Bibliothek Rahnestraße

Weltkunst in Kukusbad von Matthias Bernhard Braun

Literarische Impressionen in Text und Bild mit Roland Rittig

Graf Franz Anton Sporck ließ Ende des 17. Jahrhunderts in einer waldeinsamen Gegend Ostböhmens bei  Kuks ein Heilbad errichten mit einem Hospital. Das war seine die Idee: auf der einen Seite des Flusses werden wohlhabende Kranke kuriert , die dafür bezahlen – wie Casanova. Drüben aber, auf der anderen Seite, in Sichtweite des Kurbetriebs, also nicht ausgegrenzt, errichtet er ein prachtvolles Hospital, für die alten und kranken Besitzlosen seiner Herrschaft. Den Alten und Schwachen  gebührt Komfort und Schönheit!  Sie werden erhöht durch die feierliche Pracht ihrer Wohnstätte: ein revolutionäres  Sozialwerk.

Sporck ist davon überzeugt, dass er seinem sozialen Anliegen nicht besser dienen kann als eben auch mit Hilfe von Kunst. Er beauftragte den Bildhauer Matthias Bernhard Braun, für das Objekt die Figuren der Tugenden und der Laster zu schaffen. Sie stellen den aristokratischen Standesgenossen vor Augen, wonach sie streben und was sie lieber lassen sollten. Den Lastern  Arglist, Gier, Geiz und Neid stellt Braun die Tugenden  Gerechtigkeit, Keuschheit, Aufrichtigkeit und Klugheit gegenüber. Bis heute Kunstwerke von hoher Aktualität.

Was an diesem Ort in Böhmen deutsche, italienische, tschechische u.a. europäische Handwerker, Künstler, Komponisten und Poeten im Zusammenwirken über Jahrzehnte geschaffen haben ist von bleibendem Wert, verbindet die Völker auf eine ganz besondere Weise, ist ein gutes Fundament, auch für die europäische Zukunft.

Fotos: privat, Texte: Roland Rittig

Eine der berühmtesten Figuren ist die Keuschheit.
Ihr Gesicht ist verhüllt, weil der Mensch durch das Auge verführt wird. Die Augen sind die Verführer zu jeglicher Schuld – sie werden mit dem Schleier im Zaum gehalten.

Die linke Hand  nimmt ein Taubenpaar auf, ein Keuschheitssymbol. Man sagt über das Tauben-Männchen, es würde sich nie wieder paaren, sollte es einmal sein Weibchen verloren haben.

Besonders ausdrucksvoll der Kopf: Die Augen sind verbunden, welch huldvolle Grazie.
Das Besondere scheint mir -  ist der Blick durch die Augenbinde:

Es gelingt Braun, etwas vom Strahlen des Blickes durch die steinerne Binde  hindurch dringen  zu lassen. Andeutungen dieser Art sind eine besondere Qualität von Brauns Bildhauerkunst.

Die Aufrichtigkeit ist in ein Gewand gekleidet, das ursprünglich goldfarben war.
Das Gold stand für den hohen Wert dieser Tugend.

In der Linken hält sie – für alle Welt sichtbar - ihr Herz hin. Ein  Zeichen, dass sie nichts zu verbergen hat.

Den Tugenden gegenüber stehen die Laster. Sie waren Sporcks gezielte Provokation. Die reichen Badegäste konnten sich ihrem Anblick nicht entziehen.

Der Geiz wird ebenfalls mit abschreckenden Attributen ausgestattet. Abgezehrt starrt er auf die erhobenen Geldsäcke, der Leib ist von Wassersucht geschwollen.
Die angehäuften Schätze lassen die Gier nach Geld nicht abnehmen, sondern eher wachsen. Ein Wolf blickt zu den Geldsäcken auf – auch er ein Sinnbild der Gier.

Die Haare voller Schlangen, sie stehen für  giftige Gedanken. Der Neid frisst sein eigenes Herz, was zeigt, wie der Neid sich selbst bestraft.

Der Neid ist gelbe ätzende Galle, die das Antlitz verwüstet, die Glieder verdirbt, das Geschlecht neutralisier. Der Neid ist eines der hemmungslosesten Werke Brauns…. der Hund, der sich erschrocken unters vorgeschobene Knie duckt, blendend eingebundenes Kompositionselement …“

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About The Author

REINER ECKEL Jahrgang 1953, wohnt in Zeitz. Der Web 2.0-Enthusiast ist in Sachen Web, Grafik und Layout als Autodidakt unterwegs. Betreibt zeitzonline.de seit 23. Februar 2011.

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