Studierende auf Spurensuche in Zeitz
„Nichts los. Aber schön.“ Das ist Originalton eines Zeitzers aus einem der Interviews, die Joel Martsch in seinem Buch verarbeiten wird. Ihn interessiert wie Menschen verschiedener Generationen die Zeit der Wende bis heute erlebten. Welche Erwartungen hatten sie, was hat sich erfüllt? Wie blicken junge Menschen auf diese Zeit, was treibt sie um? Dafür hat Joel Material gesammelt, Plakate und Stimmen. Ganz analog wird sein Buch, betont er und sitzt dort im Kunsthaus mit seinen Stiften sein Buch illustrierend.
„Fünf Tage ein Buch“ Bootcamp Book lädt in das Kunsthaus zur Werkschau
Joel ist Student für Kommikationsdesign an der FH Dortmund und macht ein Buch. Gemeinsam mit weiteren acht Studierenden ist er fünf Tage in Zeitz. Am Freitag, 21.6. um 19:00 Uhr werden sie ihre Arbeiten im Kunsthaus präsentieren. Das wird wie immer auch für Zeitzerinnen und Zeitzer spannend, wie wir beim Besuch heute erfahren durften. OPEN SPACE ZEITZ organisiert das Projekt (lesen Sie den Beitrag aus dem Vorjahr).
Kräuter, Müll und der Charme des Vergänglichen
Leonie Kaulfuß schleckert auf der alten Couch unter den Büchern ein Eis. Müll hat sie gesammelt, erzählt sie. Was man eben so findet – Kronkorken, Verpackungsreste und sonst Weggeworfenes. Daraus wird sie Teile für ihre Collagen verwenden, die sie illustriert. Ein Titel? Da wird ihr beim Machen schon die zündende Idee kommen.
Titel und Material hat Lilly indes schon. Für „Freiheit. Frische Luft“ hat sie die Zeitzer Kleingärten und ihre Besitzer aufgesucht. Was ist ein Kleingarten für ihre Betreiber? Flucht vor dem spürbaren Verfall? Sehnsucht nach Freiheit auf der eigenen Scholle? Frische Luft im Grünen? Lilly hat die Menschen gefragt und wir sind gespannt auf die Antworten.
Viel gefragt haben auch andere. Yuliya etwa, die Ralf Schurig besuchte, um den Geschichten um seine Teesorten nachzuspüren. Schurig sammelt und vertreibt Tee aus heimischen Kräutern, die es rund um Zeitz reichlich gibt. Das brachte die Sudentin auf die Idee, neben dieser Geschichte eine kleine Kräuterkunde anzulegen.
Am Fußboden sitzend zeigt Saskia ihrer Studienkollegin Milena ihre Idee. Ich setze mich dazu und erfahre, wie Saskia den unübersehbaren Verfall in der Stadt wahrnimmt und interpretiert. Jedenfalls nicht als etwas Hässliches. Ihr geht es um den Charme des Vergänglichen, zu dem auch die Chance auf neues Leben gehört. Deshalb paart Sie in ihrem Buch Fotos des Verfalls mit schönen Aufnahmen aus der Natur. Besonders reizvoll – zwischen dem Einen und dem Anderen erzeugt sie mit dem Druck auf transparentes Papier interessante Spannungen.
„Fünf Tage ein Buch“ – spannende Eindrücke für Zeitzer durch den Blick der Anderen. Am Freitag, um 19:00 Uhr, Kunsthaus Zeitz!