Vortrag zu „Zeitzer Ansichten“ im Zeitzer Lebekzentrum.
Seine „Häuser der Kindheit“ seien eine Liebeserklärung an Zeitz in Bildgeschichten, bemerkte Rainer Behrends heute im Zeitzer Lebekzentrum. Der Leipziger Kunsthistoriker referierte über die Künstler und Grafiken der aktuellen Ausstellung „Zeitzer Ansichten“.
Nur auf den ersten Blick ähneln sich die Geschichten der beiden Grafiker und Holzschneider Johannes Lebek (1901 – 1985) und Karl-Erich-Merseburger (1890 – 1968). Beide Zeitzer anfangs Autodidakten, beide versiert im Holzschnitt und beide haben in ihrem Oeuvre eine Vielzahl – eben Zeitzer Ansichten.
Haben Lebeks Grafiken fast immer einen Bezug zum eigenen Leben und schildern auch das soziale Umfeld, dokumentieren Merseburgers Blätter eher architektonische Aspekte, werden allein deshalb jedoch nicht als weniger liebevoll und detailverliebt empfunden. Behrends macht als Grund für die verschiedene Betrachtungsweise die soziale Herkunft und Entwicklung der beiden Grafiker aus.
Lebek musste sich, kommend aus der katholischen Jugend immer irgendwie durchbeißen, während Merseburger die Beamtenlaufbahn bei der Post einschlug. Gegenüber Lebeks zumeist doch eher freiem grafischen Schaffen dürfte sich auf Merseburgers grafische Stilentwicklung dessen frühzeitige Orientierung auf die Gebrauchsgrafik ausgewirkt haben. Ging es bei Merseburger um das Objekt, hatte Lebek stets auch die Beziehung des Objekts zu den Menschen im Blick.
Eine sehr reizvolle Spannung in den Blättern können heutige Zeitzer aus den Zeitgeschichten empfinden, die in den Blättern erzählt werden. Hinter manch romantischer Ansicht findet der zweite Blick tiefgreifenden Wandel in den feinen Blättern. So lassen sich Pferdefuhrwerke von der Zeitzer Drahtseileisenbahn den Wendischen Berg hinauf ziehen, während daneben die ersten Lastkraftwagen über das Pflaster klappern.
Behrends hatte Recht – eine Liebeserklärung an unsere Stadt.
Und die zweite Liebeserklärung an unsere Stadt? Die lieferte der Zeitzer Domorganist Peter Lebek mit drei wunderbaren Improvisationen am Klavier.
Die zauberhaften Blätter sind noch zu sehen bis zum 3. Mai 2013.
(Abb.: alle Rechte Museum Schloss Moritzburg)